Was ist eigentlich eine Stimmtransition und wer kann davon profitieren?

Eine Stimmtransition beschreibt die Anpassung der Stimme an die Identität des Menschen. Dies betrifft vor allem trans*Personen, also Menschen, die sich nicht mit ihrem zugewiesenen Geschlecht identifizieren.

Viele können sich wahrscheinlich noch an die Jugend und an den damit einhergehenden Stimmbruch erinnern. Der Kehlkopf inklusive Stimmlippen wächst und die Stimme wird tiefer und männlicher. Wenn einmal die männliche Pubertät durchlaufen wurde, sind die dort entstandenen Veränderungen nicht mehr so einfach rückgängig zu machen. Dies stellt für viele trans*Frauen ein Problem dar, denn der männliche Stimmklang passt nicht zur eigenen Identität.

Was hat das jetzt eigentlich mit Logopädie zu tun? Ziemlich viel, denn hier kommt die stimmtherapeutische Arbeit ins Spiel. Die Anatomie des Kehlkopfes ist ab jetzt zwar nur chirurgisch veränderbar, allerdings können wir lernen die vorhandene Anatomie für uns nutzen und den Gebrauch der vorhandenen Strukturen verändern. Dies läuft in unserer logopädischen Praxis so ab: Gemeinsam mit unseren Klient*innen besprechen wir, was stimmlich erreicht werden soll und auch kann.  In der Therapie werden dann Schritt für Schritt die stimmlichen Möglichkeiten erkundet und ausprobiert. Wir finden gemeinsam heraus, was der jeweiligen Stimme gut tut und was den angestrebten Stimmklang unterstützt.  Oft spielt dabei die Erhöhung der Tonlage eine Rolle, aber auch eine Verkleinerung des Ansatzrohres (Rachenraum, Mundraum, Nasenraum) um eine veränderte, weiblichere Resonanz zu erhalten.

Aryepiglottischer Spalt geweitet

Anatomie vor der Stimmtransition

Aryepiglottischer Spalt verengt

Anatomie nach der Stimmtransition

Übrigens: trans*Männer stehen vor einem ähnlichen Problem. Allerdings verändern sich die Kehlkopfstrukturen und damit die Stimme durch die Einnahme von männlichen Hormonen und Stimmarbeit ist meistens nicht nötig.

Die Kosten der Stimmtransition werden mit der richtigen Heilmittelverordnung vom Arzt/von der Ärztin von den Krankenkassen übernommen.

Wir haben in unserer Praxis schon erfolgreich Menschen an eine Stimmtransition herangeleitet und sie in diesem Prozess unterstützt. Um hier nicht nur aus therapeutischer Sicht zu schreiben, war eine unserer Klientinnen so freundlich und hat uns ein paar Fragen über ihre eigene Stimmtransition beantwortet. Hier folgt ein interessanter Einblick:

 

  1. Erzähle doch einmal kurz wie es dazu gekommen ist, dass du eine Stimmtransition machst und wie lange du jetzt schon bei uns bist/warst.

 Hallo, ich bin Stefanie. Ich bin eine 21 Jahre alte trans*Frau und habe letztes Jahr im Juli 2021 mit meiner Stimmtransition begonnen, für welche ich hier zur Therapie komme und tatkräftig unterstützt werde.

 

2. Wie zufrieden warst du zu Beginn der Therapie mit deinem Stimmklang? Und warum? (Skala von 1 - sehr unzufrieden bis 5 - sehr zufrieden)

 Vor dem Beginn meiner Stimmtransition war ich sehr unzufrieden mit meinem Stimmklang. Auf einer Skala von 1-5 hätte ich dem Klang meiner Stimme eine 1 gegeben.

 

3. Wie zufrieden bist du momentan mit deinem Stimmklang? Und warum?  (die gleiche Skala wie oben)

 Nach nun einem Jahr Stimmtransition und Logopädie bin ich zufrieden mit meiner Stimme. Wobei ich meiner Stimme auf einer Skala von 1-5 momentan eine 4 geben würde.

 

4. Inwiefern hat sich dein Stimmklang durch die Stimmtransition verändert?

 Vor der Stimmtransition wurde meine Stimme unverwechselbar als männlich wahrgenommen. Nun klingt sie weiblich. Meine Stimme hat nun mehr Klang, ist höher und auch leiser als vorher.

 

5. Was hat dich an dem Prozess der Stimmtransition am meisten überrascht?

 Dass es überhaupt möglich ist die Stimme mithilfe von Logopädie so zu verändern. Vor der Stimmtransition war ich hoffnungslos und hätte nicht gedacht, dass man meine Stimme doch noch retten kann. Aber scheinbar geht es doch, man muss nur dran arbeiten und darf nicht aufgeben.

 6. Welche Eigenschaft/Fähigkeit hat dir im Prozess der Stimmtransition am meisten geholfen?

Die Eigenschaft, die mir am meisten geholfen hat, ist glaube ich, nicht aufzugeben. Auch wenn am Anfang nichts klappt und fast alles schwierig umzusetzen ist. Es wird einfacher, man muss nur dranbleiben!

 

7. Welche Übung hat dir am meisten Spaß gemacht?

 Am meisten Spaß hat mir die sogenannte Hügelübung gemacht. Man geht quasi einmal das gesamte Potenzial der Stimme hoch und runter und hat am Ende eine schöne Sprechstimme! Auch „Twang“, „Falsett“, „Randschwingung“ usw. kommen zum Einsatz.

 

8.  Wie hast du dir vor der Therapie vorgestellt wie eine Stimmtransition abläuft? Stimmt das überein oder nicht? Was ist besser/schlechter?

 Vorgestellt hatte ich es mir ungefähr so wie es auch am Ende war. Die ersten Stunden fand ich anstrengend, weil wir uns erst langsam an die Stimmtransition rangetastet haben, teils auch erst mal mit viel Theorie. Anschließend näherte sich das Ganze dann meinen Vorstellungen an und ich bin zu jeder Stunde gerne gegangen. Auch das am Anfang Gelernte war nicht “unnötig“, sondern später sehr nützlich.

Danke für deine Antworten Stefanie!  






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